Sicherheit geht vor: schnelle Bewertung von Isolieröl in elektrischen Geräten
Sicherheit geht vor: schnelle Bewertung von Isolieröl in elektrischen Geräten
Shimadzu entwickelt ein optimiertes UHPLC-Verfahren für Abbauprodukte in Isolierflüssigkeit
BTA, TTAA und Furanverbindungen in Isolieröl sind Indikatoren für die Alterung von elektrischen Geräten wie Transformatoren und Kondensatoren. Sie werden regelmäßig nach den in BS148:2009 und ASTM D5837-15 beschriebenen Standardverfahren überwacht. Dieser Beitrag stellt eine Verfahrensprüfung zur Optimierung der beiden getrennten Standardverfahren vor. Die daraus resultierende neue Methode ermöglicht eine zeitsparende simultane Analyse mit einer einzigen Prüfung. Zusätzliche Zeit kann durch die einfache Übertragung der 30-minütigen HPLC-Gradientenmethode auf einen 5-minütigen Lauf unter UHPLC-Bedingungen eingespart werden.
Schutz des Energienetzes
In elektrischen Transformatoren und Kondensatoren kommen Isolieröl und Isolierpapier für Leiter und zur Kühlung des Innenraums elektrischer Geräte zum Einsatz. Der langfristige Betrieb oder anhaltende Hitzeeinwirkung können zu einem Verschleiß dieser Isolatoren und dadurch letztlich zu einem Geräteausfall führen. Daher sollte eine regelmäßige Inspektion zur Überwachung etwaiger Abbauerscheinungen gängige Praxis sein. Isolierpapier ist am Gerät befestigt und daher schwer zu entfernen. Isolieröl dagegen kann leicht aufgefangen und analysiert werden, um den Gerätezustand zu überprüfen.
Prüfung auf Degradation von Transformatoren und Kondensatoren
Zwei Stoffe kommen in Isolierölen häufig als Additive vor, wo sie als Passivatoren (Metalldesaktivatoren) fungieren: 1,2,3-Benzotriazol (BTA) und das Tolyltriazol-Derivat N-bis[2-ethylhexyl]-aminomethyl (TTAA). Da beide Stoffe auch zu Sulfidierungskorrosion führen können, ist die Quantifizierung von BTA und TTAA nach dem britischen Standard BS148:2009 [1] erforderlich, der zu diesem Zweck eine HPLC-Methode vorschreibt. Isolierpapier, das zur Beschichtung von Wicklungen an Transformatoren und Kondensatoren verwendet wird, besteht aus Zellulose, die sich bei hohen Temperaturen und Kontakt mit Wasser oder Sauerstoff zersetzt. Das Papier wird dann als Furanverbindungen im Isolieröl gelöst. Daher ist die Konzentration von Furanverbindungen im Isolieröl ein Indikator für den Qualitätsverlust elektrischer Geräte. ASTM D5837-15 [2] beschreibt eine HPLC-Methode für diese Analyse.
Optimierung der Standardprüfmethoden
Dieser Artikel stellt eine Machbarkeitsstudie der von ASTM und BS beschriebenen Methoden zur simultanen Analyse von Passivatoren und Furanverbindungen in einem Lauf vor [3]. Da beide Methoden ursprünglich für ein konventionelles HPLC-System entwickelt wurden, beträgt die übliche Laufzeit 30 Minuten. Durch einfache Umstellung auf ein UHPLC-System kann die Analysezeit erheblich auf ca. 5 Minuten reduziert werden [4].
Analyse der Standardlösungen
Abbildung 1 zeigt die chemischen Strukturen von BTA, TTAA und fünf Furanverbindungen. Standardlösungen wurden nach ASTM D5837-15 hergestellt. Furanverbindungen, BTA und TTAA wurden einzeln gewogen, in Acetonitril gelöst und anschließend mit Wasser verdünnt. Da es keinen handelsüblichen Analysestandard für TTAA gibt, wurde stattdessen Irgamet® 39 (hergestellt von BASF) verwendet, wie in BS148:2009 erwähnt. Tabelle 1 und Abbildung 2 zeigen jeweils die Analysebedingungen und das HPLC-Chromatogramm der Standardlösungen. Da Irgamet® 39 ein Gemisch aus zwei TTAA-Isomeren ist, eluiert es als zwei teils überlappende Peaks. In dieser Analyse wurde nach BS148:2009 der kombinierte Wert der Peakflächen beider Isomere zur Quantifizierung herangezogen.
System |
Shimadzu i-Serie (LC-2050) |
Säule |
Shim-pack VP-ODS (250 mm × 4,6 mm I.D., |
Flussrate |
1,0 ml/min |
Mobile Phase |
A) Wasser B) Acetonitril |
Zeitprogramm |
15 % B (0 min.) → 45 % B (10 min.) |
Säulentemp. |
40 ˚C |
Injektionsvolumen |
15 µL |
Detektion (PDA) |
λ = 220, 260 und 280 nm |
Tabelle 1: Analytische Bedingungen der HPLC-Analyse von BTA, TTAA und Furanverbindungen
Für alle relevanten Verbindungen wurden unter Verwendung der Standardlösungen für BTA und TTAA im Konzentrationsbereich von 0,1–20 mg/l und für die fünf Furanverbindungen im Konzentrationsbereich von 0,005–1 mg/l 5-Punkt-Kalibrierkurven erstellt. Für die Bestimmung aller Komponenten wurde eine gute Linearität mit einem Regressionskoeffizienten r2 > 0,9999 erzielt.
Es wurde ein Wiederfindungsversuch durchgeführt, indem ein Standardgemisch aller Verbindungen in Toluol gelöst und in Weißöl dotiert und anschließend nach dem in ASTM D5837-15 beschriebenen Vorbehandlungsverfahren extrahiert wurde (siehe Abbildung 3). Der verdünnte Überstand wurde mittels HPLC analysiert. Mit dieser Methode wurden eine akzeptable Wiederfindungsrate (≥ 79 % für Passivatoren und ≥ 106 % für Furanverbindungen) sowie eine gute Wiederholbarkeit (%RSD ≤ 1,9) erzielt.
Zur Bewertung der Methode zur Analyse realer Proben wurde ein beschleunigter Alterungstest für vier Isolieröle durchgeführt, die 48 bzw. 96 Stunden lang auf 150 °C erhitzt wurden. Nach der Vorbehandlung gemäß dem Protokoll in Abbildung 3 wurden die Proben mittels HPLC analysiert. Abbildung 4 zeigt die resultierenden Chromatogramme bei Detektionswellenlängen von a) 220, b) 260 und c) 280 nm der Probe 3, in der BTA nachgewiesen werden konnte. Die Probe, die 96 Stunden erhitzt und mit jeweils 400 μg/l BTA und TTAA und 20 μg/l Furanverbindungen dotiert wurde, ist schwarz dargestellt. Das blaue Chromatogramm zeigt die Ergebnisse von Isolieröl, das 96 Stunden lang erhitzt wurde. Probe 3, die 48 Stunden lang erhitzt wurde, ist rot aufgetragen. Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der Quantifizierung von Furanverbindungen und Passivatoren in allen vier Isolierölproben.
Probe |
Erhitzung (h) |
BTA |
TTAA |
5HMF |
2FOL |
2FAL |
2ACF |
5MEF |
1 |
48 96 |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
7,0 9,0 |
23 33 |
4,0* 3,9* |
2 |
48 96 |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
8,4 9,5 |
26 25 |
3,6* 4,3* |
3 |
48 96 |
140 190 |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
8,8 10 |
29 27 |
5,2 5,3 |
4 |
48 96 |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
n.n. n.n. |
9,0 8,9 |
50 21 |
4,1* 4,2* |
Tabelle 2: Ergebnisse der Quantifizierung von BTA, TTAA und Furanverbindungen in 4 Isolierölproben (μg/l). *Nur zu Referenzzwecken, da die Werte nicht im Bereich der Kalibrierkurven liegen; n. n. = nicht nachweisbar
Abb. 4: Chromatogramme der Ölprobe 3, detektiert bei a) 220 nm, b) 260 nm und c) 280 nm
Schwarz: 96 Stunden lang erhitzt + jeweils 400 μg/l BTA und TTAA und20 μg/l je Furanverbindung hinzugefügt. Lila: 96 Stunden erhitzt. Orange: 48 Stunden erhitzt
Weitere Optimierung
Nachdem nachgewiesen wurde, dass die Passivatoren und Furanverbindungen im Isolieröl durch Optimierung der HPLC-Prüfmethode für Furanverbindungen nach ASTM D5837-15 gleichzeitig analysiert werden konnten, wurden weitere Optimierungen durch Methodenübertragung auf UHPLC-Bedingungen untersucht.
Analytische Bedingungen und Standardchromatogramme der UHPLC-Analyse sind Tabelle 3 und Abbildung 5 zu entnehmen. Die Basislinientrennung der sieben relevanten Verbindungen wurde in nur einer Minute bei einem 5-minütigen Gradientenlauf erreicht. Die analytischen Bedingungen wurden angepasst, damit TTAA-Isomere in einem Peak eluiert werden.
System |
Shimadzu Nexera X3 UHPLC |
Säule |
Shim-pack XR-ODS III (75 mm × 2,0 mm I.D., 1,6 µm) |
Flussrate |
0,7 ml/min |
Mobile Phase |
A) Wasser B) Acetonitril |
Zeitprogramm |
20 % B (0-0.3 min.) → 90 % B (1 min.) |
Säulentemperatur |
50 ˚C |
Injektionsvolumen |
5 µL |
Detektion (PDA) |
λ = 220, 260 und 280 nm |
Tabelle 3: Analytische Bedingungen der UHPLC-Analyse von BTA, TTAA und Furanverbindungen
Linearität und Wiederholbarkeit
Die Kalibrierkurven wurden aus Standardlösungen im Konzentrationsbereich von 0,2, 1, 5, 10 und 20 mg/l für BTA und TTAA sowie im Bereich von 0,01, 0,05, 0,25 und 0,50 und 1 mg/l für Furanverbindungen erstellt. Die Wiederholbarkeit wurde bei der höchsten Konzentration für jeden Analyten bestimmt. Bei r2 > 0,9999 und %RSD ≤ 0,25 % für alle untersuchten Verbindungen konnte eine gute Linearität und Wiederholbarkeit nachgewiesen werden. Detaillierte Ergebnisse sind in Tabelle 4 aufgeführt.
Verbindung |
Detektion |
Linearität (r2) |
Wiederholbarkeit (%RSD) |
BTA (A) |
260 nm |
> 0,9999 |
0,12 |
TTAA (B) |
260 nm |
> 0,9999 |
0,19 |
5HMF (1) |
280 nm |
> 0,9999 |
0,13 |
2FOL (2) |
220 nm |
> 0,9999 |
0,11 |
2FAL (3) |
280 nm |
> 0,9999 |
0,24 |
2ACF (4) |
280 nm |
> 0,9999 |
0,09 |
5MEF (5) |
280 nm |
> 0,9999 |
0,14 |
Tabelle 4: Linearität (r2) und Wiederholbarkeit (%RSD) (n = 6) der Analyse von BTA-, TTAA- und Furanverbindungen bei der jeweiligen Detektionswellenlänge
Probenvorbehandlung und Ermittlung der Wiederfindungsrate
Alle Proben wurden nach ASTM D5837-15 vorbehandelt (siehe Abbildung 3). Um mit dieser Methode eine gute Wiederfindung zu gewährleisten, wurden in Toluol gelöste Standards von BTA, TTAA und Furanverbindungen in Weißöl dotiert und nach dem vorgeschlagenen Protokoll extrahiert. Der verdünnte Überstand wurde mittels UHPLC analysiert. Wie in Tabelle 5 gezeigt, wurden mit der beschriebenen Vorbehandlungsmethode eine hohe Wiederfindungsrate (≥ 86 % für Passivatoren und ≥ 97 % für Furanverbindungen) sowie eine gute Wiederholbarkeit (%RSD ≤ 1,4) erzielt.
Verbindung |
Wiederfindung (%) |
Wiederholbarkeit (%RSD) |
BTA (A) |
89 |
0,85 |
TTAA (B) |
86 |
0,84 |
5HMF (1) |
98 |
0,78 |
2FOL (2) |
102 |
0,71 |
2FAL (3) |
99 |
1,2 |
2ACF (4) |
99 |
0,85 |
5MEF (5) |
97 |
1,4 |
Tabelle 5: Wiederfindung (%) und Wiederholbarkeit (%RSD) (n = 3) der Extraktion von BTA, TTAA und Furanverbindungen aus Weißöl nach ASTM D5837-15
Fazit
Der Machbarkeitsnachweis war erfolgreich. Zunächst wurde eine schnelle und einfache HPLC-Methode zur simultanen Analyse von Passivatoren und Furanverbindungen in Isolieröl entwickelt, indem das Prüfverfahren für Furanverbindungen nach ASTM D5837-15 optimiert wurde. Obwohl ASTM D5837-15 und BS148:2009 getrennte Analysemethoden für die Quantifizierung von BTA, TTAA und Furanverbindungen beschreiben, ist eine Trennung der sieben Analyten voneinander sowie von Verunreinigungen im Isolieröl ohne weiteres möglich [1]. Zweitens konnte die Analysezeit durch eine Umstellung der Methode auf UHPLC-Bedingungen weiter reduziert werden. Unter Anwendung von UHPLC kann die Quantifizierung aller relevanten Analyten unter den vorgeschlagenen Bedingungen in einem einzigen 5-minütigen Gradientenlauf erfolgen.
Manchmal lassen sich durch vergleichsweise kleine Maßnahmen erhebliche Fortschritte erzielen. In diesem Fall kann die Funktionsfähigkeit elektrischer Transformatoren und Kondensatoren nun deutlich einfacher sichergestellt werden.